Was haben Vanessa und Atilla gemeinsam? Beide sind ausländische Kinder, die in Gostenhof aufwachsen. Sie spielen die Hauptrollen in dem Film "Gleich und anders" und sind Symbol für eine multikulturelle Gesellschaft. In dem Beitrag von Jochen Menzel erzählen sie von ihrem spanisch-deutschen und türkisch-deutschen Alltag in ihrem Stadtteil.
Der Gräfenberger Menzel mit seiner Produktionsfirma tranfers-film zählte zu den rund 60 Einzelpersonen und Initiativen, die sich auf der 1.Bayerischen Projektbörse "Wege zur Integration" im Gemeinschaftshaus Langwasser präsentiert hatten. Im Mittelpunkt der Ideenmesse standen die unterschiedlichsten Modellprojekte, die alle ein Ziel haben: die Integration von Menschen nichtdeutscher Herkunft und Muttersprache.
Die Wege der Zusammenarbeit mit Türken, Jugoslawen, Spaniern, Senegalesen und vielen anderen Nationalitäten sin so vielfältig wie die Hautfarben, Sprachen, Religionen und Kulturen der Menschen. Sie kann - wie bei Menzel - über die filmische Darstellung der Lebenswelten von Gastarbeitern und ihrer Familien erfolgen, über Dutzende von Sprachkursen für Kinder und ihre Mütter ("Mama lernt Deutsch") oder über ein vielfältiges Freizeitangebot wie beim "Internationalen Jugendzentrum" des Caritas-Pirckheimer-Hauses in der Glockenhofstraße.
Dass dabei auch für Insider immer noch wieder neue Ideen und Ansätze zur Integration auftauchen, macht zugleich den Sinn dieser ersten Projektbörse deutlich. "Wir wollten bewusst den Austausch unter den Initiativen anregen", sagt Friedrich Popp, Geschäftsführer des mitveranstaltenden Nürnberger Ausländerbeirats. Nachahmenswert für Nürnberg fand er zum Beispiel das Münchner Projekt "ART". Das Kürzel steht für "Anti-Rassismus-Training" des Schul- und Kultusreferats der Landeshauptstadt. Im Zentrum der Initiative stehen Koffer mit verschiedenen Materialsammlungen. Sie können in Schulklassen, Jugendgruppen oder Vereinen eingesetzt werden und sollen helfen, über die Information und Auseinandersetzung mit Vorurteilen aufzuräumen.
Ein oft mühsamer Prozess, nicht nur bei Jugendlichen. "Die Ausländerfeindlichkeit wirft uns in unserer Integrationsarbeit immer wieder zurück", sagt Rudolf Brettmeister von der "Stelle für Interkulturelle Zusammenarbeit" in München. Er ist zudem der Meinung, dass sich die Sozialarbeit noch nicht auf alle Probleme eingestellt habe. So fordert Brettmeister eine Jugendpädagogik, die sich speziell um gewalttätige Jungen beispielweise in Schulen kümmert. Der Münchner warnt auch vor einer "Ethnisierung von Problemen" in unserer Gesellschaft. So könne zum Beispiel Gewalt in türkischen Familien nicht einfach mit dem "Männlichkeitsritual" in diesem Kulturkreis abgetan werden, weil es vielleicht bequemer sei.
Ein wichtiger Ansatz für die bessere Integration von Ausländern ist ihre Qualifizierung. Viele Initiativen bieten Sprach- und Fortbildungskurse an. So startet die städtische Tochtergesellschaft Noris-Arbeit (NOA) im November ein anderthalbjähriges Projekt mit dem Titel "Integrationszentrum für Ausländer". Hier können 40 Personen Berufserfahrungen in Betrieben machen (ein Jahr) und zudem Schlüsselqualifikationen trainieren.
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