Integration ausländischer Mitbürger

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Freizeit mit Einheimischen in Vereinen und Deutsch für Arbeitswelt

Ämter gehen neue Wege bei der Integration arbeitsloser Ausländer


Artikel in der FLZ vom 31. März /1. April 2001

Weniger Jobs für Angelernte: Ohne perfekte Sprachkenntnisse chancenlos - 15 von 27 Langzeitarbeitslosen vermittelt

Artikel in der FLZ vom 31. März/ 1. April 2001

ANSBACH / NEUSTADT (kg) - Früher fand Hay-Chan Nguyen immer wieder Jobs für Angelernte. Schon damals sprach der Viatnamese etwas Deutsch. Doch weil Arbeitsplätze für gering Qualifizierte zunehmend wegfallen, hat der 43-Jährige immer weniger Chancen. Nur mit perfektem Deutsch und einer höheren Qualifikation hätte der anerkannte Asylbewerber wieder bessere Karten

Mit seiner vietnamesischen Ausbildung zum Industrieschlosser kann der verheiratete Vater von zwei Kindern heute auf dem deutschen Arbeitsmarkt nichts mehr anfangen. Seine Kenntnisse sind längst überholt.
Hay-Chan Nguyens Schicksal ist nicht untypisch. Ausländer sind überdurchschnittlich in der Arbeitslosenstatistik vertreten. Nach Angaben von Peter Schuster vom Arbeitsamt Ansbach haben etwa zehn Prozent der Arbeitslosen in Westmittelfranken keinen deutschen Pass, erheblich mehr als dem Ausländeranteil in der Bevölkerung entsprechen würde. Dieser beträgt im Kreis Neustadt a.d.A.-Bad Windsheim etwa vier Prozent, im Kreis Ansbach rund fünf und in der Stadt Ansbach etwa neun Prozent.
Um wieder Chancen auf einen Job zu haben, "trimmt" sich Hay-Chan Nguyen mit 23 Mitschülern in Ansbach für die deutsche Gesellschaft und deren Arbeitsmarkt. Das Besondere an dem einjährigen Kurs eines privaten Bildungsträgers: Es werden neue Wege gegangen, um arbeitslose Ausländer zu integrieren und so die Kassen des Arbeitsamts und der Sozialämter zu entlasten.
Die aus vielen Ländern stammenden Schüler, ein Drittel Frauen, haben eines gemeinsam: Entweder hatten sie schon längere Zeit keine dauerhafte Anstellung mehr oder nach ihrer Flucht oder Ausreise war die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt noch überhaupt nicht gelungen.
Die Grundidee: Statt nur zu fragen, wie kann die Gesellschaft Ausländer integrieren, geht der Unterricht von der umgekehrten Frage aus: Wie kann ich mich als Ausländer aktiv beruflich und gesellschaftlich einbringen?
Das Fundament dafür ist, so die Projektleiterin Edith Schumann und ihre Kollegin Katharina Stützer, die deutsche Sprache. Die 36-jährige Eterie Nadirova aus Asserbeidschan etwa konnte - wie andere Kursteilnehmer - nicht gut Deutsch, weil sie durch Arbeitslosigkeit wenig Kontakte hatte.
Die Maßnahme "IaM - Integration ausländischer Mitbürger" fördert ihre Deutschkenntnisse allein schon deshalb, weil sie sich nur in dieser Sprache mit ihren Mitschülern aus Ländern von Italien bis zu den Philippinen verständigen kann. Im Kurs selbst wird Deutsch speziell für die Arbeitswelt gelehrt. So werden etwa Arbeitsanleitungen übersetzt.
Hay-Chan Nguyen und Eterie Nadirova beklagen, dass in der einjährigen Fortbildung kein normaler Deutschkurs mit systematischer Grammatik angeboten wird. Solche Kurse würden aus öffentlichen Mitteln nur für Aussiedler gezahlt, sagte Schumann.
Der "IaM-Kurs" wird zu 45 Prozent aus dem Sozialfonds der EU finanziert. Den Rest teilen sich das Arbeitsamt Ansbach und die Sozialämter für Stadt und Kreis Ansbach, die auf lange Sicht hoffen, Kosten einzusparen.
Dass diese Hoffnung berechtigt ist, zeigt laut Schumann die Versuchsphase des Projekts, die vom Arbeitsamt finanziert wurde. Nach dem neunmonatigen Kurs konnten von 27 ausländischen Langzeitarbeitslosen 15 wieder in Arbeit vermittelt werden.
Im Gegensatz zur Versuchsphase geht es nun auch darum, die Teilnehmer etwa über Vereine auch bei Freizeitaktivitäten besser zu integrieren. Denn dies wird als Voraussetzung dafür gesehen, dass es auch in der Arbeitswelt besser klappt. Vorgesehen sind mehrere Projekte. Auch theoretischer Unterricht über das deutsche Gesellschaftssystem und die Arbeitswelt zählen zum Lehrplan.
Parallel dazu wird jedoch die berufliche Eingliederung vorangetrieben. So sind für jeden der Schüler zwei je sechswöchige Praktika vorgesehen. Für Hay-Chan Nguyen haben bereits Gespräche mit zwei Firmen stattgefunden. Eventuell könnte er dort, so Schumann, eine Weiterbildung als Schlosser machen. Für Eterie Nadirova, deren Examen als Lehrerin in Deutschland nicht anerkannt wird, wurde bei zwei Werbestudios angefragt. Sie soll in Richtung Werbegrafikerin ausgebildet werden.
Im Herbst wird der Kurs wiederholt.

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