Integration ausländischer Mitbürger

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24 Frauen und Männer aus aller Welt haben in Ansbach an einem Integrationsprojekt teilgenommen

"Ich habe deutsche Freunde gefunden"


Artikel in der FLZ vom 29. Mai 2001

Sprachkenntnisse verbessert und Selbstwertgefühl für die Arbeit getankt - Steiniger Weg

Artikel in der FLZ vom 29. Mai 2001

ANSBACH (km) - Eteri Nadirova (36) aus Aserbaidschan und Nguyen Hai Chau (43) aus Vietnam haben ihre Heimat verlassen. Nadirova, weil sie "politische Probleme" im Land hatte, Chau, weil er "frei sein" wollte. Doch Fuß zu fassen in Deutschland, einem Land mit fremder Sprache und Kultur, war keineswegs leicht für sie. Chau und Nadirova haben deshalb an einem Integrationsprojekt teilgenommen. Sie haben ihre Deutschkenntnisse verbessert, Kontakte zu Einheimischen bekommen, sie haben Kraft, Mut und Selbstwertgefühl getankt, um bald ein Praktikum zu beginnen.

Doch der Weg dorthin war steinig. Schon am Anfang. Neben Chau und Nadirova hatten sich 22 Teilnehmer zur Maßnahme gemeldet: Männer und Frauen bunt gemischt aus insgesamt 15 (teilweise verfeindeten) Staaten der Welt, viele arbeitslos, vier von ihnen Analphabeten.
Ihr großes Ziel: Einen dauerhaften Arbeitsplatz zu bekommen oder zu sichern. "Wichtigste Voraussetzung dafür ist die Sprache", sagt Edith Schumann, Projektleiterin vom BWS (Berufliche Weiterbildung & Sozialagentur), dem Träger der Maßnahme. Das heißt: Die Teilnehmer sollten deutsch lernen oder ihre Kenntnisse verbessern.
Aber auch beruflich sollten sich die Männer und Frauen weiterbilden, in Theorie- wie in Praxisphasen. Es wurden Firmen und Einrichtungen (Bücherei, Arbeitsamt, Gericht) besichtigt und Eindrücke gesammelt, gleichzeitig sollte dadurch die Akzeptanz von Arbeitgebern für qualifizierte, ausländische Mitarbeiter erhöht werden, damit diese als vollwertige Arbeitnehmer eingestellt würden.
Wichtiger Inhalt des Pilot-Projekts unter dem Motto "Fremde sind Freunde", das vom Freistaat Bayern, dem Europäischen Sozialfonds, dem Arbeitsamt Ansbach und den Sozialämtern von Stadt und Landkreis gefördert wird, sei der Aufbau eines Netzwerkes mit Hilfe eines Arbeitskreises, macht Schumann klar. Ihm gehören unter anderem der Ausländerbeirat, das Industrie- und Handelsgremium (IHG) Ansbach und der TSV 1860 Ansbach an, weitere Mitglieder werden gesucht, so Gerhard Fuchs vom IHG. "Der Arbeitskreis soll Ideen und Anregungen geben, die wir im Kurs einsetzen", erklärt Schumann. "Mit dem Netzwerk möchten wir den ausländischen Mitbürgern die Chance geben, aus der Nehme- und Wartehaltung herauszukommen, um aktiv an ihrer Umwelt teilzunehmen. Nur so kann Integration aktiv gelebt werden und zu einem langfristigen, dauerhaften Erfolg führen."
Ein weiteres Ziel: "Durch Aktionen sollten die Teilnehmer in die Öffentlichkeit treten, das heißt, raus aus dem Klassenzimmer und auf Leute zugehen." Dabei hätten sie viel Resonanz erfahren. Eine Frage, die den Teilnehmern oft gestellt werde: "Warum seid ihr nach Deutschland gekommen?" Die Antworten haben die Teilnehmer aufgeschrieben, sie werden bis morgen in der Gewerbebank Ansbach ausgestellt: "Ich bin kontrolliert worden" heißt es da, "Mein Leben war in Gefahr" oder "Ich kann meine Religion nicht frei ausüben". Und ihre Wünsche? "Ich möchte gut deutsch sprechen und eine gute Arbeit finden" oder "Ich möchte mehr Kontakt zu Deutschen finden". Bei den guten Erfahrungen haben sie geschrieben: "Mein Nachbar ist nett", "Ich habe deutsche Freunde gefunden, sie haben mir eine Arbeit gefunden". Schlechte: "Wir müssen Kindern erklären, warum wir schwarz oder braun sind", "Die Deutschen wollen immer, dass ich perfekt deutsch spreche".
"Perfekt muss es nicht sein, das können selbst viele Deutsche nicht. Aber es ist unbedingt notwendig, dass die Verständigung über die Sprache klappt", machte der CSU-Landtagsabgeordnete Josef Göppel bei einem Pressegespräch klar. Er forderte: "Wir müssen noch mehr Angebote für arbeitsplatzbegleitende Maßnahmen schaffen." Der Regierungsdirektor im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit, Sozialordnung, Familie und Frauen, Helmut Huber, war "angenehm überrascht, was hier in wenigen Monaten auf die Beine gestellt wurde". Es sei wichtig, in der Öffentlichkeit darzustellen, "dass es mit der Integration ausländischer Mitbürger nicht nur Probleme gibt, sondern dass es auch klappt". Landrat Dr. Hermann Schreiber betonte, er sehe Integration als eine Daueraufgabe, während für Ansbachs Bürgermeisterin Helga Koch Integration nicht ein "blindes Anpassen an Sprache, Sitten und Kultur" ist, sondern Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung. Vorstandsmitglied Hermann Meckler von der Gewerbebank machte klar: "Integration kann eine Seite allein nicht schaffen. Wir müssen aufeinander zugehen."

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